Der Floh entdeckt den Stall

Samstag, 8. Oktober 2011

 

Nachdem wir gestern Früh einige Differenzen bezüglich des Gangs in den Putzständer hatten, haben wir es gestern Nachmittag mit einer zweiten Einstallerin noch einmal probiert. Zuerst war der Floh recht begeistert, denn immer wenn ich mit dem lila Halfter um die Ecke komme, geht es entweder raus zum Grasen oder aber es gibt gleich danach Futter :-) Den Effekt habe ich mir zu Nutze gemacht und bereits gut im Gedächtnis meines Flohs verankert :-)

 

Natürlich wurde er zuerst mal ausführlich gekrault und beschmust, bevor es dann ans Aufhalftern ging. Das klappt mittlerweile wirklich gut und ich bin sehr stolz auf ihn :-)

 

Dann habe ich ihn aus der Box geführt und er hat wiedermal die selben Sturköpfigkeiten wie am Vortag gezeigt: "Was? Ich soll die Stallgasse runtergehen?? Du spinnst doch, da hab ich jetzt mal gar keine Lust drauf! Sieh zu, wie du mich bis unten bugsiert bekommst!" Sowas in der Richtung muss er sich wohl gedacht haben, denn plötzlich erstarrte er zur Salzsäule.

 

Einige werden jetzt sicher einwenden, dass das Pferd sich ja noch nicht auskennt und die Gasse ja noch total neu und ungewohnt ist und er einfach nur Angst hat. Ja, das habe ich anfangs auch gedacht, aber liebe Leute, glaubt mir, das ist momentan nicht der Fall. Der junge Mann möchte einfach nur seine Grenzen austesten, denn in der letzten Woche ist er jeden Tag - und ich meine jeden Tag - sehr brav mit mir die Gasse herunter marschiert. Klar hat er hier und da mal geschnuffelt und ist auch mal zwischendurch stehengeblieben, um sich umzuschauen, aber er ist mir brav gefolgt. Jeden Tag.

 

Und nun hat er plötzlich diesen schelmischen Ausdruck in den Augen, den ich noch von der Weide kenne, wenn ich zum Aufhalftern kam: "Nee, das kannste mal ganz grob knicken, ICH lass mich jetzt nicht einfangen und Aufhalftern, ICH werd jetzt entweder spielen oder fressen oder spielen und fressen ;-)" Und eben diesen Ausdruck hatte er nun wieder in den Augen. Ich möchte noch eben erwähnen, dass wir bereits vier Mal einwandfrei im Putzständer gestanden haben und er seelenruhig eine Viertelstunde dort mit mir verbracht hat, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er kennt den Platz jetzt schon und möchte einfach nur schauen, wer denn das Alphatier ist.

 

Gut, habe ich also Steffi gebeten, mir zur Hand zu gehen, und ihn mit ein wenig Futter zu locken. Zwischenzeitlich habe ich mir dann auch meine Dressurgerte parat gelegt, um ihm notfalls einen Klaps auf den Hintern zu geben, falls er wieder seine Spielchen spielen möchte.

 

Es kam, wie es kommen musste: Floh geht mit mir die Gasse herunter und bleibt, wie erwartet, zwischen den beiden letzten Boxen stehen. Den kleinen roten Trecker, der dort immer steht, den kennt er jetzt auch schon und foglich muss er also daran vorbei!

 

Steffi hat ihn also mit ein wenig Futter gelockt und als das nichts half, habe ich ihm mit der Gerte einen kleinen Klaps auf den Hintern gegeben, sodass er gemerkt hat, dass ich sein "Nein, ich will da jetzt aber nicht lang!"- Spielchen nicht mitspiele.

Und schwupps macht er zwei Schritte nach vorne :-)

Er wurde gelobt, weil er vorgegangen ist und das Spielchen wiederholte sich. Nach guten fünf Minunten stand er dann wieder mit mir im Putzstände und ich habe ihn einfach mal gedreht, sodass er seinen Blick nicht auf die Wand, sondern in die Gasse richten kann. Er bleib brav stehen und schaute sich in Ruhe um :-)

 

Danach hat Steffi ein älteres, sehr ruhiges Pferd neben ihn in den Putzständer gestellt und ich habe ihn einfach mal stehen lassen, was auch wirklich gut geklappt hat!!! Der Floh hat sich weiterhin umgesehen und ist brav stehengeblieben, eine weitere Viertelstunde lang :-) Das sollte für diesen Tag reichen und so beschloss ich, ihn wieder in seine Box zu führen und das Training mit einem Leckerchen positiv abzuschliessen.

 

Freitags wird regelmäßig gemistet, jede Box. Dank des ausgeklügelten Systems lassen sich die Trennwände der Boxen Richtung Gasse verschieben und die einzelnen Pferde werden zwischen die Trennwände in die somit neu entstandenen Boxen gestellt. Das geschah dann also gestern Abend. Ich kam in den Stall und habe mich zuerst ein wenig über den seltsamen Anblick gewundert, aber schnell das System erkannt.

Als die linke Seite fertig war, wurde eingestreut und die Trennwände wurden wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgeschoben. Nun kam Floh's Seite dran und ich war gespannt, wie er reagieren würde...

 

Als ich näher kam, sah ich, dass er bereits sein Halfter auf hatte und ich weiß, dass ich es definitv am Morgen abgemacht hatte. Er muss sich also brav von Willi aufhalftern gelassen haben :-))) Und in der Tat: Auf meine Nachfrage hin, ob es denn beim Halftern Probleme gegeben hätte, sagte Willi, der Floh wäre absolut lieb gewesen und ruck zuck in sein Halfter geschlüpft. Toller mein Kleiner, ich bin SEHR stolz auf dich!!!!

 

Dann beobachtete ich mit ein wenig gemischten Gefühlen das weitere Misten. Zuerst hat der Floh sich etwas erschrocken, als der kleine rote Trecker da an ihm vorbeihuschte und ein bisschen gebockt. Er kennt das ja auch noch nicht. Dann habe ich mir den bereitgestellten Hafereimer geschnappt, bin zu ihm in die Box gehuscht und habe ihn fressen lassen, währen der kleine Trecker wieder und wieder an ihm vorbeisauste. Und siehe da: Es war nur halb so schlimm :-)

Schnell wurde neu eingestreut und die Trennwände, gefolgt von den Pferden, wieder an ihre Plätze geschoben.

 

Heute gab es dann eine Überraschung im Stall: Über Nacht ist ein Rohr gebrochen und die halbe Halle stand heute Früh unter Wasser :-( Dementsprechend musste natürlich erst das Wasser beseitigt werden, bevor gefüttert wurde.

Nach dem etwas verspäteten Frühstück habe ich dann eben die Box abgeäppelt und dann spontan beschlossen, den Floh wieder in den Putzständer zu führen, um ihn dort das erste Mal im neuen Stall zu putzen.

Das Aufhlftern lief wie erwartet sehr gut ab und die vorher bereit gelegte Gerte habe ich gar nicht mehr gebraucht :-) Relativ entspannt ging er mit mir die Gasse hinunter und blieb wieder zwischen den letzten beiden Boxen stehen. Mit ein wenig Futter angelockt, ging er zügig und ohne Stocken in seinen Putzständer.

Vorher hatte ich mir dort bereits ein paar Bürsten und Striegel zurecht gelegt, um ihn mit vielen kleinen Futtereinheiten dort ein wenig zu putzen.

Drehen lässt er sich dort inzwischen sehr sehr gut :-) Dann dachte ich mir: "Jetzt legste ihm einfach mal den Strick über den Half, das kennt er ja auch schon, und beginnst ohne Umschweife mit dem Putzen." Gesagt getan. Der Floh schaute neugierig, was ich denn da mache und schmuste mit mir. Er bleib ganz brav stehen und bekam zwischendurch immer mal ein wenig Futter. Schliesslich soll er den Platz dort mit etwas Gutem verbinden und so Stück für Stück zügiger hineingehen und stehen bleiben.

 

Ich war sehr stolz auf ihn und konnte ihn eine halbe Stunde lange von beiden Seiten ohne weitere Probleme putzen. In der Halle tobten Pferde, aber er schaute einfach mal in die besagte Richtung, konzentrierte sich aber mehr darauf, was ich dort mit ihm machte.

 

Als wir dann fertig waren, habe ich ihn eine Stunde lang in seine Box gestellt und ihn noch ein wenig das Geschehene verarbeiten lassen, bevor ich ihn erneut aufhalfterte, um mit ihm in die Halle zu gehen.

Dort hatte ich vorher bei A und bei B jeweils eine Stange platziert, über welche er schreiten sollte.

Ui, das kannte er noch nicht. Am Halleneingang blieb er erfahrungsgemäß stehen, prustete und reckte sein hübsches Köpfchen in die Höhe, um ganz genau erkennen zu können, was das denn nun schon wieder ist.

 

Nach ein paar Aufmunternden Worten und einem Händchen Futter folgte er mir in die für ihn total unbekannte Halle. Klar war er aufgeregt, aber das war ich auch... Und doch hat es supergut geklappt!!

 

Ich führte ihn zügig zwei Runden auf dem oberen, trockenen Zirkel, bevor ich mit ihm frontal auf die bei B befindliche Stange zuging. Da wir ja auf der Koppel im Sommer bereits über am Boden liegende Äste gegangen sind, wusste er ganz genau, dass er über die Stange gehen sollte und hat das auch ganz toll gemacht.

Sowohl auf der linken, als auch auf der rechten Hand sind wir insgesamt jeweils 5 Minunten lang über beide Stangen gegangen, ich habe ihn Halten lassen, ich habe ihn mit nur einem Bein über die Stange treten lassen und dann erst wieder antreten. Es hat super geklappt.

 

Natürlich waren hier ein paar Gespenster, die nur der Floh sehen konnte, aber dafür, dass er nur mit Halfter und Führstrick "bekleidet" war, hat er sich sehr schnell wieder auf mich konzentriert und sich brav weiterführen lassen.

 

Dann sind wir zum Abschluss noch eine "Acht" über die beiden Stangen gelaufen und mit viel Lob habe ich ihn wieder zurück in seine Box gebracht.

 

Mensch was war das aufregend, aber auch sehr sehr schön :-) Für heute soll es das gewesen sein, ich möchte ihm den Tag Zeit geben, das heute gelernte zu verarbeiten und darüber nachzudenken.

Morgen werden wir das Putzen und das Stangenlaufen wiederholen und ich bin sehr gespannt, wie er sich verhalten wird :-)