Oder: Welche Haltung macht glücklicher?

24 Stunden im Tag des Fluchttiers Pferd, das ausschließlich in einer Box aufbewahrt wird :...

5.30 Uhr

Dösen

Mein rechter Nachbar steht auf und schüttelt sich.
Stehen

Kurze Begrüßung mit den Nüstern durch die Gitterstäbe. Im Kreis herumgehen.

Stehen

Meine linke Nachbarin liegt noch auf der Seite und schläft.

Stehen

Es ist dunkel. Im Kreis herumgehen.

Stehen

Jetzt fängt auch sie an aufzuwachen und schnaubt dabei laut.

Stehen

Lauschen.

7.30 Uhr

Stehen

Scharren. Das Licht ist jetzt an.

Stehen

Lauschen.
Der Hafer ist bereits gefressen.

Stehen

Unruhe im Stall. Im Kreis herumgehen. Das Fenster ist so hoch angebracht, dass ich nur den Himmel sehen kann. Wenigstens haben sie es letzte Woche saubergemacht, vorher konnte ich gar nichts mehr sehen. Stehen. Wir warten auf das Heu.
Scharren. Aber erst wird der Mist entfernt.

Stehen

Boxentür auf, der Stallmensch drückt mich zur Seite, Mist wird weggenommen, Boxentür zu.
Drei Schritte vor, drei zur Seite, kurzes Drohen gegen den Nachbarn.
Stehen. Warten. Scharren. Gegen die Tür schlagen, nochmals dem Nachbarn drohen. Stehen. Boxentür auf, das Heu wird hineingeworfen, Boxentür zu.
Fressen.

9.30 Uhr

Stehen.

Das Heu ist weggefressen.

Stehen

Von oben fällt Stroh herunter. Es staubt. Der Stallmensch hat beim rechten Nachbarn Stroh hineingeschüttet. Hustenreiz.

Stehen

Draußen ist der Himmel klar, es muss sehr kalt sein.

Stehen

Hier ist es warm, und ich trage eine Decke.
Stehen

Neulich haben sie mein Fell kurzgeschoren.

Stehen

Der Stallmensch fegt die Stallgasse. Es staubt. Stehen. Mein Gegenüber schaukelt immer noch von einem Bein auf das andere. Stehen

Im Kreis herumgehen

Stehen

Lauschen. Dösen.

11.30 Uhr

Stehen

Mit dem Kopf nicken. Gegen die Boxentür schlagen. Der Besitzer meiner linken Nachbarin ist gekommen und hat sie herausgeführt. Stehen

Mein rechter Nachbar knabbert etwas Stroh.
Stehen

Ich stehe auf Torf und bekomme kein Stroh. Einmal im Kreis herumgehen, der Nachbarin hinterherwiehern, sie antwortet nicht. Stehen
Lauschen

Jetzt sind mehr Menschen im Stall, die mit ihren Pferden an mir vorbeilaufen. Hin und her gehen.

Stehen

Warten auf die nächste Mahlzeit. Unruhe. Scharren. Nochmals wiehern.

13.30 Uhr

Stehen

Es gab Hafer und wieder etwas Heu. Alles aufgefressen.

Stehen

Der Stallmensch hat wieder die Stallgasse gefegt. Es hat gestaubt. Die Nachbarin ist längst wieder da. Sie hat sich, als sie wiederkam, in der Box gewälzt, aber dabei sind ihre Füße immer gegen die Wand geschlagen. Einmal wäre ich dabei fast nicht mehr hochgekommen, seitdem wälze ich mich hier drinnen nicht mehr.

Stehen
Kurzes Beschnuppern durch die Gitterstäbe.

Stehen

Es ist nun kein Mensch mehr im Stall.

Stehen

Dösen.

15.30 Uhr

Stehen.

Warte auf meine Besitzerin. Im Kreis gehen.

Stehen
Lauschen. Immer mehr Menschen kommen jetzt.

Stehen

Wieder werden Pferde an mir vorbeigeführt.

Im Kreis gehen

Stehen

Die Gitterstäbe behindern die Sicht.

Stehen

Auf die Weide komme ich nicht mehr.

Stehen

Draußen ist der Himmel jetzt trüb.

Stehen

Hunde laufen in der Stallgasse herum.Zwei spielen miteinander. Stehen. Im Kreis herumgehen.

Stehen.

17.30 Uhr

Stehen

Meine Besitzerin war immer noch nicht da.

Stehen
Lauschen. Mein rechter Nachbar ist jetzt fort, hinterherwiehern. Stehen
Kurzes Beschnuppern mit der anderen Nachbarin. Im Kreis gehen. Mit dem Wasser in der Tränke herumpanschen.

Stehen. Bald muss es wieder etwas zu fressen geben. Unruhe. Herumgehen. Scharren. Stehen. Lauschen.

19.30 Uhr

Fressen. Meine Besitzerin war da, hat mich geputzt und in der
Halle geritten. Es war staubig, und ich musste mehrfach husten. Dafür
habe ich aber andere Pferde ohne Gitterstäbe gesehen, zwei sogar begrüßt und beschnuppert. Ansonsten musste ich immer im Kreis herumlaufen. Habe nicht immer verstanden, was sie von mir wollte, das machte sie ungeduldig. Wenn sie nicht auf mir sitzt, ist sie freundlicher, streichelt mich, redet mit mir und hat immer etwas Leckeres dabei. Das Herumlaufen hat mich angestrengt, so dass meine kurzen Haare völlig naßgeschwitzt waren. Sie hat mich dann unter ein Gerät gestellt, welches sehr viel Wärme abgibt, und ich trocknete schnell. Stehen. Die Stallkatzen haben sich dazugehockt. Als ich wiederkam, war schon Hafer und Heu da. Dem Nachbarn kurz drohen. Fressen.

21.30 Uhr

Stehen

Mit dem Kopf nicken. Es sind immer noch Menschen im Stall, aber weniger.

Stehen

Es ist alles aufgefressen. Etwas hin und hergehen.

Stehen

Die Nachbarin durch die Gitterstäbe beschnuppern. Ein Mensch kommt vorbei und gibt jedem eine Möhre.

Stehen. Dösen.

23.30 Uhr

Dösen. Es ist dunkel. Ein paar Pferde rascheln mit ihrem Stroh. Stehen

Einige haben sich hingelegt.

Im Kreis gehen

Stehen
Dösen

1.30 Uhr

Dösen

Ein paar Ratten laufen auf den Gitterstäben.

Stehen

Strohgeraschel

Dösen

3.30 Uhr

Habe mich hingelegt. Schlafen. Dösen. Die Luft ist schlecht hier am Boden. Dösen. Schlafen.

24 Stunden im Tag des Fluchttiers Pferd, das natürlich nicht ausschließlich in einer Box aufbewahrt wird

5.30 Uhr

Stehen. Lauschen. Im Kreis gehen. Stehen.

6.30 Uhr

Dösen. Mein rechter Nachbar steht auf und schüttelt sich. Stehen und von dem satten Heuberg fressen. Kurze Begrüßung mit den Nüstern durch die Gitterstäbe. Im Kreis herumgehen. Aufs Paddock vor der Box gehen und sich die Gegend anschauen. Meine linke Nachbarin liegt noch auf der Seite und
schläft. Es ist dunkel. Im Kreis herumgehen, wieder rein um zu trinke. Heu essen. Wieder aufs Paddock und mit dem rechten Nachbarn rumalbern. Jetzt fängt
auch die linke Nachbarin an aufzuwachen und schnaubt dabei laut. Lauschen.

7.30 Uhr

Stehen. Heu fressen. Das Licht ist jetzt an. Lauschen. Der Hafer ist bereits gefressen. Unruhe im Stall. Alle Pferde werden auf die Wiese gebracht.

8.30 Uhr

Der Mist wird entfernt. Ich stehe auf der Wiese oder Sandpaddock und tobe mich so richtig aus! Beobachte, wie die Boxen ausgemistet werden. Ein Geräusch hören, zur vorsicht mal durchgehen. Fressen. Trinken. Spielen. Die Sonnenstrahlen genießen. Spielen. Toben. Auspowern.

12.30 Uhr

Endlich werde ich reingeholt, es hat angefangen wie aus Kübeln zu schütten! Die anderen Pferde haben nicht so ein Glück, sie müssen draußen bleiben und werden pitschnass. Das Heu ist weggefressen. Dafür gibt es lecker Müsli. Wälzen und liegenbleiben. Froh sein, seine Ruhe zu haben. Hier ist es schön warm. Stehen. Der Hufschmied von meinem Boxennachbar ist da, alles seeehr interessant. Beobachten. Lauschen. Dösen.

14.30 Uhr

Dösen. Den frischen neuen Heuberg verdrücken. Spielende Kinder beobachten. Schmusen mit dem Kumpel von nebenan auf dem Paddock. Mit dem Kopf nicken. Der Besitzer meiner linken Nachbarin ist gekommen und hat sie herausgeführt. Stehen. Mein rechter Nachbar knabbert etwas Stroh. Lauschen. Mit dem Nachbarn spielen. Heu knabbern. Rein und Raus. Gott sei Dank keine lästigenInsekten mehr. Ruhe haben. Entspannen.

15.30 Uhr

Stehen. Meine Besitzerin kommt. Es wird sich ausreichend und mit viel Liebe um mich gekümmert. Ich werde betüttelt und orgendlich massiert! Geritten werden. Wieder etwas neues dazu lernen.War auf dem Außenplatz und der Halle. Reiten hat Spaß gemacht. Zufrieden sein, gefordert zu werden. Nach dem Reiten noch Hufe waschen und fetten. Mähne wird verzogen. Gewaschen werden. Der Juckreiz von den Insektenstichen verschwindet. Das kalte Wasser tut gut.

17.30 Uhr

Endlich wieder in der Box. Erschöpft vom Reiten. Nickerchen machen. Stehen. Heu fressen. Aufs Paddock gehen. Den Stall beobachten.

18.30 Uhr

Heu fressen. Knabbern. Mit dem Nachbarn streiten. Das Pony auf dem Platz beobachten. Eine Plastikplane weht vorbei. Aufregend. Wieder rein und Heu fressen. Wieder raus und beobachten. Knabbern. Streiten. Trinken. Heu fressen . Aufs Abendbrot warten.

19.30 Uhr

 Fressen. Danach wieder Heu. Knabbern. Dösen. Spielen. Beobachten. Rein und Raus.

21.30 Uhr

Mit dem Kopf nicken. Es sind immer noch Menschen im Stall, aber weniger. Stehen. Es ist nochlange nicht alles aufgefressen. Etwas hin und hergehen. Die Nachbarin durch die Gitterstäbe beschnuppern. Ein Mensch kommt vorbei und gibt jedem eine Möhre. Dösen. Heu knabbern. Rein und Raus. Mit dem Nachbarn spielen. Draußen die klare Luft genießen. Beobachten.

23.30 Uhr

Dösen. Es ist dunkel. Ein paar Pferde rascheln mit ihrem Stroh. Stehen. Einige haben sich hingelegt. Im Kreis gehen. Heu fressen. Knabbern mit den anderen Pferden. Schlafen. Trinken. Draußen sein und Beobachten. Dösen. Erschrecken. Rein und Raus.

1.30 Uhr

Dösen. Ein paar Ratten laufen auf den Gitterstäben.Strohgeraschel. Dösen. Heu fressen. Streit mit dem Nachbarn. Rein und Raus.

3.30 Uhr

Habe mich hingelegt. Schlafen. Dösen. Die frische klare Nachtluft durchstreicht meine Box. Rausgehen, den Sternenhimmel angucken.

5.30 Uhr

Stehen. Lauschen. Im Kreis gehen. Mein Nachbar nervt mich, Gott sei Dank kann ich mich in meine Box verziehen. Endlich Ruhe. Heu fressen.

Wenn ein Pferd in Boxenhaltung gehalten wird, ist das schlichtweg völlig artfremd. Das Tier kann natürlich auf die Art überleben und alt werden- das ist unbestritten...

In dem Text "Boxenhaltung" eingangs wird ein Negativbeispiel zugrunde gelegt. Man muss schon ganz schön viel guten Willen zeigen, um schönzureden, dass so eine Haltung akzeptabel ist. Ein Pferd ohne Weidegang in einer Box zu Halten ist Tierquälerei und müsste verboten werden (ich hoffe immer noch darauf, dass das passiert!)!

 

Mein Fazit: Jedes Pferd ist für die Offenstall-Haltung geeignet, leider nur nicht jeder Besitzer...